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Blink: Flexible IP-Kameras für drinnen und draußen

  • April 26,2022
  • Barbara Krüger

Klein, flexibel und ein gutes Bild: Die Kameras von Blink überzeugen, nur der Ton ist nur einseitig.

Kameras für die Überwachung von Haus, Wohnung, Garage, Büro, Lager oder Fabrik werden immer erschwinglicher. Entscheidend ist bei all den Angeboten aber weniger die Hardware, HD-Video in extremen Weitwinkel können eigentlich alle aufzeichnen, sondern andere Aspekte: Wie lassen sich mehrere Geräte zu einem System koppeln? Lösen Kameras auf Wunsch auch einen Alarm aus? Wie bequem sind sie zu installieren und wie flexibel aufzustellen? Denn so groß ist dann doch kein Weitwinkel, dass man mit einer Kamera das gesamte Haus überwachen könnte.

Hier punktet das Kamerasystem des US-Herstellers Blink, der nun seine ersten Schritte auf dem europäischen Markt übernimmt, schon bei der Einrichtung. Wir nehmen zunächst zwei Kameras des Einsteigersets für Innenräume in Betrieb und müssen uns dabei nicht lange aufhalten.

Gefertigt ist das quaderförmige Gehäuse aus Kunststoff, die Grundfläche ist dabei kleiner als die eines Bierdeckels und die Dicke – respektive Tiefe, denn wir stellen die Kamera ja auf und legen sie nicht hin – beträgt nur drei  Zentimeter. Unter der Abdeckung des Faches für zwei AA-Batterien finden wir die Seriennummer respektive einen passenden QR-Code aufgedruckt, diesen fotografieren wir mit der Blink-App, um sie mit dieser zu verwalten. Zuvor mussten wir einen Account bei Blink anlegen, anders als manche andere Modelle speichert die Kamera ihre Bilder komplett in der Cloud. Das hat auch Vorteile, dazu später. Die Server für den deutschen Markt stehen in Frankfurt am Main und unterliegen somit deutschen Datenschutzrecht.

Schnelle Anbindung an das Internet

Damit die Kameras mit dem Internet kommunizieren können, verwenden sie ein Sync-Modul. Dieses stecken wir in eine möglichst zentral gelegene Steckdose – bei uns in der Nähe des Internetrouters – und verbinden uns zunächst mit dem iPhone mit dessen geschütztes AdHoc-WLAN, um auf diese Weise das Passwort für unser WLAN im Synchronisationsmodul zu hinterlegen – der übliche Vorgang.

Was Blink auf alle Fälle gut gelöst hat, ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung auf Verpackung und in der App, Installation und Einrichten der Kameras fällt leicht. So ist auch schnell die zweite Blink angeschlossen, wenig später erhalten wir für unseren Test noch die Blink XT. Diese ist in ihrem schwarzen Gehäuse speziell für den Outdoor-Einsatz ausgerüstet und daher etwas besser gegen Feuchtigkeit geschützt. Hinzu kommt eine Infrarotkamera.

Dadurch, dass die Kameras an keine Steckdose müssen, sind sie natürlich sehr flexibel. Die Batterien halten laut Hersteller zwei Jahre, das konnten wir noch nicht verifizieren. Im Lieferumfang sind jeweils zwei AA-Zellen dabei, Blink empfiehlt auch, auf derartige Energiequellen zu setzen. Mit wiederaufladbaren Akkus lässt sich das System aber auch betreiben, nur können insbesondere beim Außenbetrieb diese bei niedrigen Temperaturen schneller leer sein, als man sich das wünschen würde. Alternativ kann man die Blink auch über eine Micro-USB-Buchse mit Strom versorgen. Die Reichweite stellt uns sehr zufrieden, auch wenn wir die XT draußen am Schuppen montieren, gut zwanzig Meter Luftlinie vom Router entfernt, ist das Signal vollkommen ausreichend und wir sehen auch Live-Bilder.

Sensibler und gut justierbarer Bewegungsmelder

Mit im Lieferumfang ist eine Wandhalterung, die nur eine Schraube benötigt, die Blink sind ja recht leichtgewichtig. Wir verzichten auf die Bohrmaschine und stellen die eine Kamera auf das oberste Brett des Wohnzimmerschrankes in etwa 2,20 Metern Höhe. Das  Bild erfreut: Das Weitwinkelobjektiv erfasst praktisch das gesamte Zimmer, das HD-Bild ist tagsüber gestochen scharf und auch abends sind Details noch gut zu erkennen. Infrarot gibt es hier nicht, wohl aber eine helle LED. Wenn wir über die App einen Blick in das dunkle Zimmer werfen wollen, leuchtet diese den Raum ordentlich aus.

Die andere Kamera bekommt in der Testphase einen Platz auf dem Schuhschrank im Eingangsbereich, die Außentür immer im Blick. Die Empfindlichkeit des Bewegungsmelders ist einstellbar, will man nicht mit jedem Streifzug der Katze den Alarm auslösen, stellt man ihn auch eine der niedrigeren Empfindlichkeitsstufen der Skala von eins bis neun ein. Das funktioniert bemerkenswert gut, wir haben diesmal aber nicht die Katze als Assistenten genutzt, sondern die auf der Terrasse angebrachte Weihnachtsbeleuchtung, deren im Wind bewegtes Kabel im Blickfeld der Außenkamera bei hoher Empfindlichkeit uns tatsächlich eine Benachrichtigung auf das Telefon schickte.

Zeitplan

Mit Ausnahme der Sensibilität zeigt der Bewegungsmelder keine weitere Intelligenz und kann also nicht unterscheiden, ob die registrierte Bewegung von einem legitimen Bewohner stammt oder nicht. Dafür gibt es aber Zeitpläne, die sich in der App auf die Viertelstunde genau einstellen lassen, für jeden Tag einzeln – auch mehrfach – oder längere Zeiträume wie das Wochenende. Das ist aber ein wenig umständlich, da man nicht Anfang und Ende des Zeitraumes in einem Screen bearbeitet, hat man etwa die Anfangszeiten bestimmt, springt die App zum Kalender zurück, die Endzeiträume sind eine weitere Einstellung. Das ließe sich womöglich besser lösen, doch hat die Blink-App kein Pendant als Web-App, wo man vielleicht mehr Platz für die Bedienung der Software hätte – auch das Querformat kennt die App nicht. Der Zeitplan gilt für das komplette System, in dem sich bis zu zehn Kameras einspannen lassen und nicht für jede Kamera einzeln. Einzeln kann man aber den Bewegungsmelder für jede Kamera manuell deaktivieren oder alle auf einmal.

Keine Gegensprechanlage

Die Blink-Kameras verfügen zwar auch jeweils über ein Mikrophon, aber keinen Lautsprecher. So ist der Einsatz als Gegensprechanlage nicht möglich. Laut Hersteller reagiert die Kamera auch auf akustische Auslöser, uns ist zunächst nicht gelungen, das zu reproduzieren. So ließ sich etwa die Blink XT vom erwähnten im Wind baumelnden Kabel bei entsprechend hoher Empfindlichkeit zu einem Alarm hinreißen, nicht aber vom Scheppern des Rollladens unmittelbar hinter ihr und außerhalb des Blickfelds. Update: Bei einem Nachtest konnten wir jedoch feststellen, dass der akustische Trigger bei Stimmen sehr wohl ausschlägt. Die Personen waren eindeutig außerhalb des Sichtfeldes...

Für die Außenkamera, die Videos in 1080p aufnimmt, ist eine weitere Alarmfunktion von einigem Nutzen. Denn fällt der Wert der Temperatur unter einen Trigger, nimmt sie ein Video auf – so kann man gleich beim Aufstehen checken, ob man etwa zum Schnee räumen vor die Tür muss. Schneefall als solcher löst aber natürlich keinen Alarm aus, zudem kann man die Alarmtemperatur nicht unter 4 Grad Celsius setzen. Aber wie erwähnt: Beta.

Speicher im Web

Für die Wahl der Videoqualität hat man drei verschiedene Qualitätsstufen. Der kostenlose Cloudspeicher ist davon nicht betroffen, die Blink speichert für jeden Nutzer maximal 7200 Sekunden an Videomaterial. Das ist erst einmal recht viel, nimmt man nicht jede Bewegung der Katze oder des Windes auf. Die Längen der Videos lassen sich auch in der App festlegen, hier pro Kamera. Je mehr Kameras und je mehr Systeme man verwaltet und je empfindlicher man die Sensoren einstellt, umso mehr Material fällt natürlich an. Für eine hochsensible Überwachung eines Geländes reichen die zwei Stunden nicht lange aus, reagieren viele Kameras auf kleinste Bewegungen und zeichnen auch eine beträchtliche Weile auf. Für die meisten Zwecke reicht das aber völlig. Cloud-Speicher hat prinzipiell den Vorteil, dass die einmal erstellten Aufnahmen ausreichend lange zur Verfügung stehen und von überall. Stecken etwa Einbrecher die Blink ein, nutzt ihnen das nicht viel, es ist alles im Netz dokumentiert. Die meisten IP-Kameras arbeiten auf diese Weise, einige zeichnen jedoch auf Wunsch auch nur auf einen internen Speicher auf, das wäre im geschilderten Szenario fatal.

Mehr Flexibilität mit IFTTT

Andere Systeme lösen direkt über ihre App einen Ortstrigger aus, verlässt man das Haus, aktiviert sich das Überwachungssystem, nähert man sich dem Heim wieder an, schaltet es sich wieder aus. Auch auf diese Weise würden wir Platz in unserem Cloud-Speicher sparen. Wenn dieser voll ist, löschen sich automatisch die ältesten Videos, wir können aber auch einstellen, dass diese nach einer bestimmten Zeit von selbst verschwinden. Wäre aber besser, wenn sie gar nicht erst entstünden. Zu diesem Zweck ist Blink an IFTTT angebunden, Applets schnell erstellt, die die Kameras aus- und wieder einschalten. Natürlich wäre es auch fein, wenn wir nicht selbst, sondern die von der Schule heimkehrenden Kinder das System deaktivieren können. In der Blink-App ist es nicht vorgesehen, dass wir als Administrator andere in einen virtuellen Haushalt einbinden, auch das müssen wir mit IFTTT erledigen. Und zwar mit dem Dervive Life360, bei dem wir aber (noch) nicht Mitglied sind. Der Test entfällt auch aus einem anderen Grund: Die Kinder nehmen ihre Smartphones nicht in die Schule mit … Bei Gelegenheit werden wir dieses IFTTT-Applet aber noch ausprobieren.

Auch nur mit einem Applet in IFTTT realisierbar: Benachrichtigung per E-Mail. Aber das ist ja auch leicht eingerichtet.

Fazit

Kommen wir nun zum Preis: Blink bietet eine Kamera mit Sync-Modul für 169 Euro an , das von uns getestete Set mit zwei Kameras kostet 279 Euro, die Außenkamera XT zusätzlich 139 Euro. Systeme mit fünf Kameras und Syncmodul kosten für innen 599 Euro, für außen 699 Euro. Bei Amazon sind die Pakete jeweils etwas günstiger zu haben . Der Cloudspeicher ist wie gesagt gratis, der Anschaffungspreis ist also der Komplettpreis. Eine Nest Cam Outdoor kostet auch nur 200 Euro, die Google-Schwester berechnet aber für den Cloud-Speicher, ohne den sie nicht wirklich sinnvoll nutzbar ist, um die zehn Euro im Monat.

Eine Sirene für das Blink-System ist derzeit nur in den USA erhältlich und kostet dort 49 US-Dollar. In ein hier installiertes System ließe sie sich wegen unterschiedlicher Funkfrequenzen aber gar nicht erst einbinden.

Gut gefällt uns am Blink-System seine große Flexibilität: Keine Suche nach Steckdosen, kein Bohren in Wänden notwendig. Auch sehr schön: Der Cloud-Speicher ist kostenlos und unterliegt deutschem Datenschutzrecht. Die App könnte hingegen ein wenig mehr Komfort bieten, etwa ein Mehrbenutzersystem. Zu dem Preis ist das Blink-System aber beinahe unschlagbar.

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